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Moderne

Foto: © BASF Werk Ludwigshafen 1881
Der Übergang von jener Zeit, in der die große Mehrheit der Menschen in Europa noch nicht lesen und schreiben konnte bzw. am Dorf und von der Landwirtschaft lebte, und jener Zeit, die von reichhaltigen Bildungsangeboten, Karrieremöglichkeiten, vom Einsatz der Maschine und vom Leben in der Stadt geprägt ist, führte zu zwei unterschiedlichen Verwendungen des Begriffes Moderne.

Im einen Fall ist damit erst die Zeit ab ca. 1900 gemeint, als Industrie und Verstädterung unumkehrbar der modernen Entwicklung ein Gesicht gegeben hatten. Im anderen Fall wird bereits die Übergangszeit ab der Mitte des 19. Jahrhunderts der Moderne zugerechnet. Die dazwischen liegende Zeitspanne im Umfang von ca. zwei Generationen ist eine Zeit, in der sowohl das Alte und das Neue noch mehr nebeneinander existierten.

Auch im Fall der Kulturentwicklung im engeren Sinn lässt sich kein klares Datum festlegen, ab wann die Moderne eingesetzt hat. Die Neigung, bestehende  Regeln, Gewohnheiten und Werte in Frage zu stellen und zu durchbrechen, hat es nämlich in allen Epochen gegeben.

Versucht man die Moderne nicht anhand der künstlerischen Ausdrucksmittel bestimmen zu wollen, sondern anhand der Hintergründe, die zu jenen angeregt haben, kommen hauptsächlich folgende Faktoren in Betracht:

Landleben
1. Die Welt im Dorf war sehr überschaubar, und es gab kaum je namhafte Überraschungen; im Gegensatz dazu wurde die Welt immer mehr von industriellen Elementen geprägt und die wachsenden Städte wurden immer unüberschaubarer. Je mehr Verbindungen innerhalb der Welt entstanden sind (Eisenbahn-, Schifffahrts-, Autostraßen-, Flug-, Telegraphen- und Telefonverbindungen), umso mehr Leute kamen zu dem Schluss, „die Welt nicht mehr zu verstehen“.

2. Die Welt im Dorf schuf selten die Möglichkeit reich zu werden und materiell unabhängig zu sein, während die Welt in der Stadt, vor allem unter Zuhilfenahme der Maschine (im weitesten Sinn), ungleich mehr Möglichkeiten eröffnete, einen raschen sozialen Aufstieg (aber auch Abstieg) zu schaffen. Die Frage nach Arm und Reich bzw. nach der Gerechtigkeit der Verteilung von Hab und Gut stellt sich in einer Industriegesellschaft daher weit schärfer als in einer agrarischen (ländlichen) Gesellschaft.

3. Der Welt im Dorf (in diesem Sinne sind auch die Städte aus älterer Zeit hinzuzuzählen) gaben Glaube und Kirche allemal verbindlichen Rückhalt; deshalb spielten auch in der Kulturentwicklung Religion und deren Institutionen eine große Rolle. In der modernen Welt der Stadt hingegen wurde Religion immer mehr Privatsache, weshalb immer mehr Menschen zweifelten, ob ihnen ihr Glaube (sofern sie ihn nicht verloren) helfen könne, die privaten oder gesellschaftlichen Probleme zu lösen.

4. Das Tempo der Entwicklung in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm immer mehr zu, was zur Folge hatte, dass jede Generation zu den vielen Neuerungen ein unterschiedliches Verhältnis bekam – die Alten kamen immer weniger mit, und die Jungen verstanden die Alten immer weniger.

Alle diese Faktoren erzeugten enorme Spannungen zwischen den Generationen, zwischen den Armen und Reichen, zwischen den Anhängern der Beharrung und jenen des Fortschritts, zwischen Stadt und Land, zwischen den Nationen usw.

Ao.Univ.-Prof. Dr.h.c.mult. Dr.phil. Harald Heppner

Harald Heppner leitet das Institut für Geschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz. Er hat sich auf die Erforschung der Geschichte Südosteuropas konzentriert.

Vieles von dem, was der Mensch als fix und unwidersprochen gekannt hatte, erwies sich als brüchig und fragwürdig, und niemand bot einen ausreichenden Ersatz für die viele Unsicherheit, die um sich griff.

Eine Antwort darauf war, sich nach der Vergangenheit, d.h. nach dem „Dorf“ zu sehnen (daher z.B. die Einbeziehung von Folklore in der Musik). Eine andere Antwort war, Gewalt zu predigen, alles zu vernichten und zu hoffen, dass danach etwas Besseres, Neues entstehen würde (daher z.B. vehemente Mittel der Provokation auch in der Musik). Eine dritte Antwort bestand darin, nach Neuem und nie Dagewesenem zu suchen, ohne anzustreben, dass das Neue schön sein (oder klingen) müsse.

 
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